Mit seinem Innovationspreis prämiert TÜV SÜD in diesem Jahr zum dritten Mal die erfolgreiche Kooperation zwischen kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) und Forschungseinrichtungen. Gewinner 2019: Die Neotech AMT GmbH Nürnberg und der Lehrstuhl FAPS. Sie haben gemeinsam ein modulares fünfachsiges Automatisierungssystem entwickelt, mit dem mechatronische Systeme additiv gefertigt werden können. Platz zwei und drei gehen an die SmartSim GmbH aus Essen und die Hochschule München sowie an die SONOTEC GmbH aus Halle an der Saale mit dem Institut für Mikroelektronik- und Mechatronik-Systeme (IMMS GmbH) in Ilmenau. Der TÜV SÜD Innovationspreis ist insgesamt mit 50.000 Euro dotiert.
Gleich drei große Zukunftsthemen stehen bei den Gewinnerteams 2019 im Fokus: 3-D Druck, Energiewende und vorausschauende Wartung. „Die diesjährigen Preisträger beweisen auf eindrucksvolle Weise, wie kleine und mittelständische Unternehmen gemeinsam mit einem Partner aus der Forschung erfolgreich neue Technologien entwickeln können – und sie zeigen damit, wie wichtig der Mittelstand für die Gestaltung der Zukunft in unserem Land ist. „Genau das wollen wir mit dem TÜV SÜD Innovationspreis zeigen und gratulieren den drei innovativen Gewinner-Teams!“, betonte Prof. Dr.-Ing. Axel Stepken, Vorsitzender des Vorstandes der TÜV SÜD AG, bei der Preisverleihung in der Münchner Konzernzentrale.
Mit dem Preis fördert TÜV SÜD gezielt Unternehmen, die gemeinsam mit einer Forschungseinrichtung ein Produkt oder eine Dienstleistung entwickelt und am Markt bereits erfolgreich eingeführt haben. „Mit der Auszeichnung wollen wir für Forschungskooperationen werben und mehr KMU davon überzeugen, dass sie gemeinsam mit einem wissenschaftlichen Partner ihre Innovationskraft steigern können: Unser Innovationspreis schafft öffentliche Wahrnehmung für diese wichtigen Technologie-Kooperationen“, betonte Professor Stepken.
Ein kurzer Blick auf das Gewinnerprojekt: Neotech AMT hat die Fertigung räumlicher Baugruppen revolutioniert. Ihre Geräte drucken dreidimensionale Schaltungsträger mit fünf Achsen und können so nicht nur funktionale Strukturen auf vorhandene Substrate aufbringen – wie etwa Antennen oder Induktionsspulen auf Handy-Gehäuse. Die Fünf-Achs-Technologie macht es außerdem möglich, komplette mechatronisch integrierte Produkte voll additiv zu fertigen: Die Herstellung von Gehäuse und Leiterbahnen sowie das Bestücken mit elektronischen Bauelementen werden in einer einzigen Anlage integriert. Die Vorteile: Zeitersparnis, Kostenreduktion, höhere Präzision und nicht zuletzt eine umweltfreundlichere Produktion. Kooperationspartner auf der wissenschaftlichen Seite ist der Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik (FAPS) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die Wissenschaftler unter der Leitung von Professor Jörg Franke stehen für Neotech AMT nicht nur mit ihrem Pool an Anlagen und Messgeräten für Entwicklung und Fertigung bereit, sondern unterstützen ganz konkret unter anderem bei der Software-Entwicklung. Dazu Dr. Martin Hedges, Managing Director von Neotech AMT: „Die Zusammenarbeit mit dem FAPS hat die Entwicklungsarbeit enorm gefördert. Wir konnten nicht nur schneller und besser arbeiten, sondern zudem Ressourcen bündeln und Synergien nutzen. Der Erfolg gibt uns recht: Die Nachfrage nach unseren Systemen steigt stetig.“
Platz zwei geht an die SmartSim GmbH aus Essen und die Fakultät für angewandte Wissenschaften und Mechatronik an der Hochschule München. Sie haben mit SmartSim ein digitales Verfahren entwickelt, das die Einspeisung unterschiedlicher Gase ermöglicht. Dazu verfolgen sie die verschiedenen in ein Gasnetz eingespeisten Gase wie Biogas, Erdgas oder auch Wasserstoff und können so genau berechnen, welches Gasgemisch mit welchem Brennwert beim Kunden ankommt. Auf diese Weise lassen sich erneuerbare Gase effizient in das Gasnetz integrieren. So kann schon jetzt etwa auf die gängige Brennwertkonditionierung von Biogas mittels Propan verzichtet werden. Wasserstoff aus Power-to-Gas-Anlagen kann ebenfalls einfach in Gasnetze zur Speicherung eingespeist werden, weil dessen Eintrag ins Netz immer genau nachvollzogen und berechnet werden kann. Die Jury des TÜV SÜD Innovationspreises findet: Das ist schon jetzt ein wichtiger Beitrag für die Energiewende. Ein wichtiger Punkt für die Verleihung des Preises war demnach auch die Zukunftsorientierung für eines der größten Themen unserer Zeit – den Klimawandel.
Zum dritten Platz: Die Digitalisierung macht es möglich, Maschinen vorbeugend und jederzeit zu warten. Schäden, beispielsweise an Getrieben oder Lagern, können so frühzeitig erkannt und die entsprechenden Komponenten rechtzeitig ausgetauscht werden, bevor es zu Ausfällen kommt. Vorausschauende Wartung haben auch die Entwickler des SONAPHONE im Blick. Die SONOTEC GmbH aus Halle an der Saale und das Institut für Mikroelektronik- und Mechatronik-Systeme gemeinnützige GmbH (IMMS GmbH) in Ilmenau haben nicht nur die bestehende analoge Ultraschalltechnologie digital revolutioniert, sondern zudem die hierfür entsprechende Hardware entwickelt: Das SONAPHONE wird in der Industrie bereits vielfältig eingesetzt. Ein Musterbeispiel dafür, wie man eine bestehende, am Markt bereits eingeführte Technologie, gemeinsam mit einem Forschungspartner revolutioniert.
Der TÜV SÜD Innovationspreis richtet sich branchenübergreifend an KMU in ganz Deutschland, die gemeinsam mit einer Universität, Hochschule oder einer außeruniversitären wissenschaftlichen Einrichtung (bspw. der Helmholtz-, Max-Planck- oder Fraunhofer-Gesellschaft) ein Produkt, eine Verfahrensinnovation oder eine technologieorientierte Dienstleistung entwickeln und auf den Markt bringen. Bewertungskriterien sind unter anderem der Innovationsgehalt (Zukunftsorientierung, Neuheit, Produktreife), der Nutzen (Effizienzsteigerung, Profitabilität, Synergieeffekte), die Mittelstandseignung (Relevanz für kleine Unternehmen) sowie Praktikabilität und die erfolgreiche Umsetzung.
Kontakt:
Markus Ankenbrand
Department Maschinenbau (MB)
Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik (FAPS, Prof. Franke)
- Telefon: +499115302-99090
- E-Mail: markus.ankenbrand@faps.fau.de